Dies und das aus Menden   -   Geschichten vom Wasser  -


An den hochlöblichen Stadt Vorstand zu Menden

 

Menden am 16. August 1826   bitte um Anlegung eines Brunnens.

 

Bekanntlich ist die ....... nun die Häuser an der Hauptstraße, in der Gegend vom Markt so beschränkt, daß die Bewohner derselben hinter ihren Häusern auf ihrem eigenem Grunde keine Brunnen anlegen können, ihre vorigen Brunnen vor ihren Häusern wurden ihnen bei Anlegung des Straßenpflasters mit dem Versprechen benommen, daß ihnen der Wassermangel durch gute Unterhaltung und beständiges Sprudeln des Springbrunnens ersetzt werden soll, welches Versprechen von der vorigen Magistrate, die auch pünktlich erfüllet wurde und erfüllet werden konnte, weilen nur ein Abfluß in Ameken Brauhaus war und zware so angelegt, daß dadurch dem öffentlichen Springbrunnen daß Wasser nicht gänzlich entzogen werden konnte.

 

Jetzt aber, wo nicht allein auf Schmale seinem Platze das Wasser willkürlich verschleudert wird, welches sonst nicht sein darf sondern auf vielen Abgüße welche sich zwischen Schmalen und dem öffentlichen Springbrunnen befinden, machen es unmöglich durch diesen offenen Springbrunnen den Wassermangel ferner abzuhalten, den bekanntlich hat derselbe fast den ganzen Sommer nur des Nachts gelaufen, und sehr selten, war des Tages Wasser bei demselben zu erhalten und hätten uns die Eigenthümer der beiden einzigen Brunnen in unsere Nachbarschaft, welche  brauchbares Wasser liefern ihre Häuser verschlossen wir hätten als dan unsere Bedürfnüß, oben oder unter in der Stadt, auch vielleicht an der Hönne suchen müssen.

 

Des wegen geht unsere Gerechte Bitte dahin, da daß Wasser des öffentlichen Springbrunnen in der Willkür einiger privater steht und den Wassermangel also gar nicht abhelfen kann doch auf dem Platz vor Caspar Nagel seinem Hause einen Brunnen wie auf Fleckeners Platz anlegen zu lassen, wir wollen wie die dasigen Bewohner gern daß unsrige dazu beitragen.

 

Gehorsamst Unterzeichnete

Jackob Rösler, Friederich Herman, Franz Didrich Mellmann, Anton Schlüter ??, Engelbert Pantel, Th. Huckert, Johannes Poggel, Jo Henderich Raffenberg, Christian Wulf, Wilhelm Beckmann, Franz Kaspar Humpet, Johannes Schnüring, Henrich Marke.

 

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Diesem Antrage kann nicht genügt werden, indem nach dem Beschluße des Stadtvorstandes der Marktbrunnen auf die bezeichnete Stelle vor Vogels Haus verlegt werden soll.

Bürgermeister Weber 

An den Königlichen Bürgermeister Herrn Weber  Wohlgeboren in Menden

Menden den 26. Februar 1830

Vorstellung und Bitte die Versetzung des Stätischen Brunnen auf dem Markt betreffend.

 

Die von dem Stadtvorstand beschlossene Versetzung des Brunnen auf dem Markte wird unfehlbar unserem Hause einen Nachteil herbei führen, der wahrscheinlich den Vorteil auf der anderen Seite somit überwiegt, indem die Ableitung des Brunnenwassers natürlich in den Rennen auf unserer Seite fallen muß so wird dasselbe unseren Keller, eins der wichtigsten Gemächer eines Hauses den Aufbewahrungsort der Lebensmittel, zu solchem Zwecke unbrauchbar machen.

 

Bei der letzten Pflasterung der Mühlenstraße (Bahnhofstraße) wurde der Raum zwischen der Renne und den Häusern auf der Südseite erweitert und auf der Nordseite geschmälert, so das zwischen der Renne und unserem Hause kaum ein Fuß breit Platz geblieben ist. Das Wasser wird allso unmittelbar und beständig die Mauer berühren, dieselbe durchweichen und in den Keller dringen.

 

Ich bitte Königlichen Herrn Bürgermeister unterthänigst um die Abwendung dieses Übels.

Peter Kissing                ( es handelt sich um das sogenannte Kessemeier Haus)


Eingabe an den Rat der Stadt Menden  von Peter Kissing  am 26.02.1830


Vorschlag zur Verhinderung des Eises auf der Mühlenstraße zu Menden.

 

Schauder und Schrecken ergreift jeden, der besonders mit Pferden und Fuhrwerk die Mühlenstraße

wenn dieselbe mit Eis bedeckt ist welches fast jeden harten Winter der Fall ist, passieren muß.

Und welche gefährliche Nässe leiden die Räder an den schwer belasteten Fuhrwerken in der Renne am Barriere. Wäre es wohl ein Wunder wenn täglich mehrere derselben in Trümmer zerfielen ?

 

Pferde und Reiter können hier die Hälse zerbrechen, weil die meisten vor der sich mit Eis besäumten Renne scheu zurück beben, ehe sie den gefährlichen Sprung wagen. Es ist also gewiss schon längst der allgemeine Wunsch gewesen, das der Stadtvorstand doch einmal zur Verhinderung des Eises ein wirksames Mittel ergreifen möchte.

 

Aber wie ist dieses möglich ? Die Ursache dieses Uebels liegt in der Ableitung des Brunnenwassers über die Erde. Es muss also eine unterirdische Ableitung angelegt werden, welches nur auf zweierlei Art geschehen kann, entweder durch Röhren oder durch einen ordentlich gegrabenen Brunnen.

 

Die beste Art ist die einfachste,  wohlfeilste und sicherste. Ich erinnere mich zwar nicht solche Ableitung je gesehen zu haben, es ist bloß die Frucht des Nachdenkens und ich bin meiner Meinung so gewiss dass, wenn ich den Vorschuss leisten könnte, ich die Anlegung dieser Ableitung Akontmäßig übernehmen würde mit der Bedingung nicht eher die Bezahlung zu verlangen bis die Zweckmäßigkeit derselben durch die Erfahrung wäre bestätigt worden. Meine Behauptung gründe ich auf folgende Erfahrungssätze.

 

In der Stadt und ihrer niederen Umgebung kann man Wasserbrunnen graben wo man sich die Haltbarkeit des Wassers in den Brunnen bei trockener Witterung verhält sich nach der Tiefe derselben.

 

Aus einem gut angelegten Brunnen kann man in einem Tage wohl bis zu hundert Ohm Wasser  

( preußisch 1 Ohm  =  137,4 Liter ) schöpfen, obschon der Vorrat in demselben vor dem schöpfen nur einen sehr kleinen Teil dieser Summe ausmacht.

 

Durch große Anstrengung z.B. beim reinigen eines Brunnen kann man denselben zwar bis auf den Boden ausleeren, der Wasserspiegel erreicht aber in wenigen Stunden seine vorige Höhe wieder und steigt nicht über dieselbe wenn man auch in mehreren Monaten keinen Tropfen heraus schöpft es sey denn daß durch äußeren Ursachen als durch anhaltendes Regenwetter das Wasser in der Erde überhaupt zum steigen gebracht würde .

 

Wenn ein Brunnen merklich tiefer gesengt wird, so werden die in der Nähe herum liegenden nicht so tiefen Brunnen trocken im Falle daß ersterer stark gebraucht wird.

 

Bei Grabung eines Brunnen trifft man verschiedene Erdschichten an, bis man zuletzt auf eine Schicht kommt welche aus reinem lockeren Flusskies besteht in derselben befindet sich das Wasser

 

Dieser Kies hat die Eigenschaft das Wasser durchzulassen und zu reinigen. Es ist also klar, daß unsere Stadt auf einem einfachen unterirdischen Wasserbehälter ruht. Wenn man nun einen zwei bis drei

Zoll dicken Wasserstrahl in einen gut angelegten Brunnen leitete, würde derselbe wohl voll werden?

Ich sage nein.

 

Die beiden ersten Eigenschaften des Wassers sind Flüssigkeit und Schwere, durch dieselben wird es dem Gesetze des Gleichgewichts unterworfen, welches die Ursache der Bewegung des Wassers ist, denn sobald sein Gleichgewicht aufgehoben ist gerät es in Unruhe und wird nicht eher ruhig, bis dasselbe wieder hergestellt ist.

 

Durch einen von oben in einen Brunnen geleiteten Wasserstrahl würde nur das Gleichgewicht des Wassers in dem unterirdischen Behälter aufgehoben. Das untere Wasser würde durch die Schwere des oberen gedrückt wodurch dasselbe genötigt würde sich mit dem übrigen ins Gleichgewicht zu setzen und dieses Streben nach dem Gleichgewicht würde nicht eher aufhören, bis der von oben einfallende Wasserstrahl zu fließen aufgehört hätte.

 

Sollten die angeführten Gründe nicht einleuchtend genug sein, so füge ich noch einen Tatbeweis hinzu, der alles außer Zweifel setzt.

 

Die hiesige Papiermühle zieht ihren Bedarf von klarem Wasser vermittels einer durch die Mühle in Bewegung gesetzte Pumpe aus einem nach gewöhnlicher Art angelegten Brunnen. Im Sommer 1828

konnte der Brunnen das nötige Wasser nicht liefern. Um diesen Mangel zu ersetzen ließ Herr Ebbinghaus durch eine Röhre einen Teil Wasser aus dem Mühlengraben in den Brunnen leiten, worauf die Pumpe Wasser zur Genüge gab. Indessen stieg dasselbe in dem Brunnen nicht über seine gewöhnliche Höhe, wenn gleich an Sonn und Feyertagen oder durch sonstige Verhinderungen in mehreren Tagen kein Tropfen heraus geschöpft wurde.

 

Ein ungefähr 15 Fuß tiefer 6 Fuß weiter gut aus gewandeter Brunnen nahe an dem Springbrunnen auf dem Markte angebracht wird also gewiss den Ausfluss desselben verschlingen ohne voll zu werden. Auch würde durch diese Anlage noch ein nützlicher Nebenzweck erreicht werden, man würde bei einer ausgebrochenen Feuersbrunst einen Wasservorrat mehr in der Stadt haben.

 

Wenn dieser Brunnen mit guten Bohlen bedeckt wird so ist er weder gefährlich noch hinderlich. Da zur Verschönerung der Stadt so große Summen angelegt werden so hoffe ich daß mein Vorschlag wenigstens einer näheren Betrachtung würdig befunden wird


Häuser mit eigenen Wasserpumpen   

( Modellnummern sind die Nummern vom Stadtmodell nach dem Urkataster von 1829)


Modellnr. Parzelle Besitzer Ort
366 170 J.Schmidt Brauhaus
301 125 Fr.W.Amecke Dehle
307 130 Düllmann Küche
79 436 Düllmann Küche
80 438 Diedrich Brune Küche
84 441 Dusterweg Brauhaus
82 440 Tremblau Küche
16 448 Schöffe Amecke Küche
    W.Jacob Berenbrock Küche
328 157 J.W.Berenbrock Küche
256 106 Joseph Niederstadt Küche
259 104 Franz Törnig Küche
230 85 Christian Nölle Brauhaus
220 79 Anton Lillotte Küche
222 80 Joseph Becker Küche
224 82 Samuel Emanuel Küche
226 87 Ww Franz Schramme Küche
253 117 Fritz Pantel Brauhaus
239 118 Mensing Brauhaus
240 119 Mensing  
241 120 Peter Haus Küche
20 473 Henrich Hollmann Brauhaus
21 474 Schöffe Lillotte Waschkammer
2 470 H. Fuchsius Küche
3 369 Küster Grevener Küche
31 475 C.M.Becker Küche
72 540 Oberleutnant Jesse Küche
103 415 Pastor Zumbroich im Hof
9 461 Senator Flües Brauhaus
11 459 Schöffe Lillotte im Haus
201 72 Gerhard Kissing Brauhaus
203 73 Peter Tremblau jun. Küche
209 66 Matthias Winterhoff Küche
274 57 Peter Tremblau sen. im Haus


B VII die Nr. 8  Auszug "Brunnen und Wasserleitung"


1830 befürwortete der Rat anstatt eines geplanten "neuen Markt- und eines Sammlungsbrunnens" ein oder zwei Pumpen an passenden Stellen.

 

Die Regierung verwies in ihrer Ablehnung auf die Verpflichtung zu einer gemeinschaftlichen Wasserversorgung und auf die Nutzungsrechte der vier Privaten an der hölzernen Wasserleitung. Schließlich fließe das Wasser aus dem etwa 150 Meter entfernten Glockenteich durch die alten hölzernen Röhren sehr reichlich und auch in "vorzüglicher Güte" , und Pumpen würden im Fall eines Brandunglücks nicht "zuverlässig und schnell" genug sein.

 

Der Bürgermeister Weber schlug nun erfolgreich einen achteckigen steinernen Springbrunnen vor.

Nach erteilter Baugenehmigung von 1833 wurde der gewünschte Brunnen gebaut. 

 

Die Ausdehnen in südliche Richtung erhielt der Markt allerdings erst nach Abbruch des inzwischen desolaten steinernen Rathauses im Jahre 1836. Um 1900 wurde der städtische Brunnen nach Gut Bäingsen verkauft.

 

Die Stadt lehnte noch im Jahre 1849 die Anlage eines weiteren Brunnens im Bereich der Saustraße ab, der für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser dringend nötig war. Die Saustraße war des öfteren bei heftigen Regengüssen voller Schmutzwasser, daher der heutige Name Wasserstraße, im Jahre 1868 wurde in der Straße das Pflaster höhergelegt, um sie vor "vollständigen Überschwemmungen" zu schützen. Die Bevölkerung war weiterhin gezwungen, sich mit dem unreinen Wasser des nahen Mühlengrabens zu versorgen.

 

Es befinden sich nämlich von der Pumpe des Herrn Carl Enking (Ecke Wasserstraße/Synagogengasse) 

bis oben zur Stadt hinaus in diesem ganzen Stadttheile keine anderen Pumpen, als die an der Hauptstraße gelegenen.

 

Die Pumpe an der Wasserstraße sollte zwischen den Wohnhäusern der Witwe Nilsen, der Familien Hollmann und Graß installiert werden. Genehmigt wurde sie erst im Jahr 1850.



Aus Lagerbuch der Stadt Menden    Bürgermeister Papenhausen 1872



Verwaltungsbericht 1876



Projekt  Offenlegung des Glockenteichbaches   -   Begehung der Strecke am 28. März 2013